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Montag, 08 Juli 2013 07:13

8.7.2013 - Grönland

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Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der isländischen Hauptstadt Reykjavik, flogen wir direkt nach Ilulissat an der Discobucht. Ilulissat heißt in der grönländischen Sprache "Eisberge". Und wie wir schnell feststellen konnten: zu Recht. Aus dem nahen, 60 Kilometer langen Icefjord schieben sich kleine und große Eisberge hinaus auf das offene Meer. Selbst im Nordatlantik tauchen sie vereinzelt auf. Einer dieser Kolosse aus dem Gletscher nahe Ilulissat wurde einst der "Titanic" zum Verhängnis.

Schon bei unserem ersten Rundgang entlang der Bucht im Ort verschlug es uns förmlich die Sprache ob der weißen Giganten, die sich in einem weiten Feld bis in den fernen Horizont ausbreiten. Die milde Luft, das intensive Licht und der weite Blick zeigten uns, dass wir in einer anderen Welt angekommen waren. Zum greifen nah scheint da die Disco-Insel, die immerhin fast 100 Kilometer weit entfernt ist.

Das Leben im Ort ist beschaulich. Immerhin ist Ilulissat (auf dänisch Jakobshavn) mit 4600 Einwohner die drittgrößte Stadt Grönlands nach der Hauptstadt Nuuk und Sisimiut. Zur Zeit der Gründung des Ortes durch die Dänen im Jahr 1741 befand sich die größte Inuit-Siedlung Grönlands im nahen Sermermiut.

Die wirtschaftliche Grundlage der Stadt bilden zwei Fischfabriken, in denen vor allem Krabben und Heilbutt aus dem nahen, fischreichen Gebiet verarbeitet werden. Auch Robben, einst die Lebensgrundlage der Inuit, werden noch heute gejagt und gelten bei den Einheimischen als Delikatesse, auch wenn in der nahen Vergangenheit  immer mehr Fastfood verzehrt wird.

Einen großen Stellenwert nimmt auch der Tourismus ein, der aufgrund  der begrenzten Infrastruktur keine Massen ins Land bringt.

Auf welch hohen Niveau Reisende heute auf der größten Insel der Welt unterwegs sein können, erfahren wir schon zu Beginn im "Hotel Arcitc", das durch Lage, Interieur, Service und Verpflegung keine Wünsche offen lässt.

Bei unserem Rundgang durch den Ort sehen wir zwei spielende Jungen, die durch einen Zaun einen Hund hänseln. Als sich das Tier aufrichtet, erahnt man die Kraft ,die in dem mächtigen Körper steckt. Grönlandhunde sind keine Kuscheltiere, und immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, bei denen Menschen verletzt oder gar getötet werden. Diese Schlittenhunde sind mehr Wolf als Haushund und mit Respekt und Vorsicht zu behandeln.

Am Ende zeigt sich, dass die beiden Knirpse die Tändeleien begonnen haben, um das Tier mit ihren Handys zu fotografieren. Ja, auch hier "am Ende der Welt" ist dieses Gerät Spielzeug für groß und klein.

Geschäftig geht es im Hafen zu, wo Boot an- und ablegen und Fischer ihre Boote fertig machen zum Auslaufen oder das gefangene Gut löschen. Es herrscht reges Treiben auf den vielen kleinen Booten und Schiffen, die sich zwischen Einbrocken und Eis"brei" hindurchschieben.

Welchen Wandel das Licht während der 24 Stunden nimmt, in denen es jetzt 300 Kilometer nördlich des Polarkreises scheint, können wir eindrucksvoll beobachten. Ist es um die Mittagszeit "blau und hart" so zeichnet es um Mitternacht weich und intensiv in vielfältigen Rot-gelb-orange-Tönen. Die Eisberge schärfen sich in ihren Konturen und erscheinen mit langem Schattenwurf und intensiven Spiegelungen noch präsenter als Stunden zuvor.

Schon früh am nächsten Morgen können wir bei einem Flug mit einer kleinen sechssitzigen Maschine die grandiose Kulisse aus der Luft beobachten und fotografieren. Was für ein Erlebnis. Der junge dänische Pilot bringt uns gekonnt mit Schräglagen in Position für gute Perspektiven.

Der Blick auf die Abbruchkante des Gletschers und die Eisformationen sind genauso beindruckend wie die gewaltigen Eisberge, die teilweise Kilometer lang und bis zu 700 Meter hoch sind. Von den größten Giganten ragen bis zu 150 Meter aus dem Wasser, der Rest versteckt sich im tiefen, klaren Wasser des Fjords. Die weißen Riesen erreichen nach rund einem Jahr das freie Wasser der Discobucht.

Der Ilulissat-Gletscher ist der schnellst seiner Art in der Welt. Er bewegt sich bis zu 40 Meter täglich voran und schiebt Millionen Jahre altes Eis in den Fjord, der 2004 zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt wurde. Rätselhaft erscheinen die unterschiedlichen Muster auf dem Gletscher, die über weite Stecken ihre gleiche Struktur erhalten, um sich dann in eine andere Oberfläche zu verwandeln. Die unterschiedlichen Formen und das zauberhafte Licht fordern uns bei einer ersten Bootsfahrt zu Experimenten der impressionistischen Lichtmalerei heraus.

Ein Ausflug mit dem Boot in den kleinen Fischer- und Jägerort Rodebay und eine Wanderung entlang des Icefjordes stehen als nächstes auf dem Programm, bevor wir um Mitternacht per Schiff durch die Mündung des Fjordes kreuzen werden.

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