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Manfred Horender

Manfred Horender

Website URL: http://www.manfredhorender.de

Donnerstag, 20 Juli 2017 17:13

22.-23.07.2017 Impressionistische Fotografie

Neuland. Alles ist neu. Schärfe, Blende, exakte Wiedergabe,- alles tritt in den Hintergrund. Und das soll noch Fotografie sein? Die Frage steht den Teilnehmern und Teilnehmerinnen in´s Gesicht geschrieben. Ja, die Idee ist spannend. Aber wie geht das alles?
 
Sicher, der Zufall spielt mit, wenn man nicht nur mit dem Licht malt, sondern auch noch mit der Kamera. Es ist nicht alles planbar, die Regeln sind außer Kraft gesetzt.
 
Aber genau das reizt, einen Blick zu bekommen in und für eine ganz neue Art der Fotografie: dem Impressionismus. Diese Stilart war einst schon in der Malerei auf Hohn und Spot getroffen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Monets erstes impressionistisches Bild „Sonnenaufgang“ wurde verlacht und mit Häme überhäuft. Es war den klassischen Atelier-Portrait-Malern einfach zu weit entfernt vom Tatsächlichen, vom Gegenständlichen.
 
Doch mit der Zeit wurden die Werke der Impressionismus-Pioniere entschlüsselt und verstanden. Nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Gefühl und den Sinnen, für die sie auch gedacht waren.
 
Auch Fotografen wagten sich an diesen emotionalen Aufbruch und Ausdruck der visuellen Kunst. Es war ein zäher Beginn, und fand in Zeiten der beiden großen Kriege ein frühes Ende.
 
 Kreativität ohne Grenzen
 
Doch die Zeit ist längst überfällig, sich diesem Metier zuzuwenden. Vor allem die um die Jahrtausendwende erwachte digitale Fotografie mit ihren unzähligen technischen Möglichkeiten ist die ideale Grundlage für sinnliche und intuitive Lichtbildnerei. Moderne Kameras, Objektive in großer Auswahl und vor allem die variable Bildbearbeitung setzen der Kreativität keine Grenzen. 
 
Es mag ein großes Wort sein, aber: Die Zeit der experimentellen Fotografie ist angebrochen bis hin in das Abstrakte. Unsere Sehgewohnheiten sind verkrustet und uniform auf Vorgaben ausgerichtet. Regeln regieren. So darf es gern bleiben. Als Gegenpol jedoch sollten Experimente einen festen Platz haben, um nicht nur fotografisch Informationen zu liefern, sondern auch Gefühle zuzulassen.
 
Grundlagen lernen 
 
Um das Neuland einigermaßen sicheren Schrittes zu betreten, müssen erst einmal einige Grundlagen vermittelt werden, um sich auf dem neuen Terrain zurecht zu finden. Das machen die beiden Referenten in Form von Beispiel-Bildern und handwerklichen Hinweisen. Denn es ist nicht so, dass man einfach ein wenig mit der Kamera herumfuchtelt, und dann wie beim Öffnen eines Überraschungseis freudig Kunstwerke entdeckt. 
 
Hier geht es nicht um Schärfe, Schärfentiefe, Goldenen Schnitt, exakten Bildaufbau und andere Gesetze der klassischen Fotografie. Es geht um die Vermittlung eines momentanen Eindrucks mit Hilfe der richtigen Belichtungszeit. Rein handwerklich gesehen. Der Rest ist Intuition und lernen, welche Zeiten man für welche Bewegungen des Motive benötigt. Im Grunde also: Erste Sicherheit gewinnen in einem neuen Milieu.
 
Dazu kommen die Anwendungen verschiedener Techniken, wie Ziehen der Kamera, Wischen, Drehen und andere konventionelle und unkoordinierte Bewegungen. Weiter geht es zu erfahren, was mit der Manipulation des Objektives möglich ist. Und am Ende steht natürlich die Bildbearbeitung, die uns zu Zeiten der digitalen Fotografie in die unendlichen Weiten der kreativen Gestaltung führt. Gefühle vermitteln mit Technik. Ein Widerspruch einerseits, eine großartige Hilfe andrerseits.
 
Einfach ´mal loslassen 
 
Die ersten Motive warten direkt vor der Tür unseres zentral in Zürich gelegenen Workshop-Raumes beim Hotel „Kindli“. Der Lindenhof bietet im durchdringenden Licht ideale Bedingungen. Das durch die Bäume blinzelnde Licht lässt die Blätter in leichten Grüntönen leuchten, spiegelt sich im Brunnen, um den Menschen sich der wohligen Wärme erfreuen. Monet hätte seine Freude…
 
Holperig geht´s los. Da sind immer wieder die alten Regeln im Wege. Nun soll man auf einmal unscharf fotografieren. Was dabei wohl heraus kommt?
 
Für die Referenten heißt es Mut machen und Zuversicht schaffen. Einfach ´mal los lassen von überkommenen Gesetzen. Anarchisch fotografieren sozusagen.
 
Bei der anschließenden Bildbearbeitung sind die ersten staunenden Töne zu hören. Es ist noch nicht vieles gelungen, aber die Richtung stimmt, der Glaube an das Neue wächst.
 
Am Abend dann finden wir in der Goldenen Stunde wunderschöne Motive an der Limmat mit Hintergrund Altstadt. Reflexe im Wasser, Doppelbelichtungen und Objektivbewegungen sind angesagt. Vor lauter Begeisterung vergessen wir fast unsere Mägen, die aber zwischendurch doch zu ihrem Recht kommen.
 
Am nächsten Morgen geht´s weiter am Bahnhof. Ganz andere Kulisse, völlig unterschiedliche Lichtverhältnisse, neues Ambiente. Doch wir wissen ja: Alles ist Motiv.
 
Begeisternde Ergebnisse
 
Die Zeit vergeht wie im Fluge, und nach einem abschließenden Spaziergang durch Nieder- und Oberdorf endet der fotografische Teil des Workshops.
 
Was dann bei der Bildbearbeitung in unserem Workshop-Raum das Licht des Tages erblickt, verschlägt manchem die Sprache. „Das hätte ich nie erwartet“, „das ist ja unglaublich“ bis hin zu „Ich glaube, ich fotografiere künftig nur noch so“ sind die begeisterten Kommentare. 
 
In der Tat, es sind großartige Bilder entstanden  bis hin zu wahren Meisterwerken. Die Stimmung ist entsprechend gut und wir mögen kaum auseinandergehen nach diesem schönen gemeinschaftlichem Erlebnis.
 
Impressionistisch und experimentell zu fotografieren, führt nicht nur zu einer neuen Vermittlung des Gesehenen, das emotional  übermittelt wird. Der mutige und neu erlernte Umgang mit Kamera, Objektiv und der Bildbearbeitung wirkt sich auch auf die Herangehensweise in der klassischen Fotografie aus. Denn an diesen beiden Tagen haben die Teilnehmer/innen einen leichten, unkonventionellen Umgang mit Ausrüstung und Metier erfahren. Und die Gegenüberstellung von einem Traumbild zu einer konventionellen Aufnahme rückt auch letztere wieder in ein besseres Licht.
 
Dienstag, 11 Juli 2017 09:15

26.06. - 05.07.2017 Fotoreise Grönland

Die Sonne scheint, als wir zu unserer kleinen Wanderung entlang dem Icefjord aufbrechen. Gutes Licht präsentiert uns das weite Eisfeld mit gigantischen Eisbergen. Diese Kulisse gibt es nur hier, in Ilulissat an der Discobucht im mittleren Westen Grönlands. Ich war mehr als ein Dutzend Mal an diesem mystischen Ort und bin wieder einmal überwältigt von dieser prachtvollen Naturerscheinung. Es gibt viele Orte, an denen wir Menschen uns klein fühlen gegenüber großen Naturphänomenen. Hier aber ist dieses Gefühl besonders intensiv.

Der 40 Kilometer lange und sieben Kilometer breite Fjord wird stetig mit Eis versorgt vom Gletscher Sermeq Kujalleq. Er kalbt im Rekordtempo bis zu 40 Metern pro Tag und ist damit einer der „schnellsten“ Gletscher der Erde und der aktivste der nördlichen Halbkugel. Das abbrechende Eis ist bis zu einem Jahr unterwegs bis es die Meeresmündung erreicht. Dort stauen sich die Eismassen erst einmal, weil die größten Brocken mit ihrer gewaltigen Unterwasser-Ausdehnung an einer Untiefe stranden. Perfekt inszeniert möchte man meinen,- vor allem für Fotografen wie uns, die damit einmalige Motive gezeigt bekommen.
 
Sichtbarer Klimawechsel
 
Der Eis speiende Gletscher ist auch ein Indikator für den Klimawandel. Seit der Jahrtausendwende hat er sich nicht weniger als zehn Kilometer zurückgezogen bei gleichzeitiger erhöhter Fließgeschwindigkeit. Der Gletscher schiebt heute an einem Tag so viel gefrorenes Süßwasser in den Fjord wie New York in einem ganzen Jahr verbraucht.
 
Und es mag auch am Klimawandel liegen, dass urplötzlich kleine weiße Kügelchen auf uns herunterprasseln. Im Nu haben sie einen dünnen weißen Teppich über die nackten Felsen und den grün-braunen Boden gelegt. Und dann fängt es an zu schneien. Erst zarte, dünne Flocken, dann immer größere Kristalle. Wir schauen uns erstaunt an: Was ist denn hier los? Einheimische erzählen uns später, dass sie dies noch nie erlebt haben: Schnee im Juli.
 
Der Schnee wird so dicht, dass wir unsere Wanderung erst einmal abbrechen, uns im Café Inuit erst einmal aufpeppen und dann zur Bildbearbeitung in´s Hotel zurückkehren. Es ist ohnehin eine logistische Herausforderung, bei der Vielzahl unserer Aktivitäten zu Wasser, in der Luft und am Boden noch Zeit zu finden, unsere Bilder zu sortieren und zu bearbeiten. Aber wird sind ja flexibel…
 
Ruhe wird zur Stille
 
Am nächsten Tag setzen wir unsere Wanderung bei prachtvollem Wetter fort. So mögen wir Nordländer das: Um die zehn Grad, Sonnenschein und Luft aus Seide… . Jetzt sind wir im Mündungsgebiet unterwegs und haben einen Blick auf die Region, die wir zwei Tage zuvor um Mitternacht bei zauberhaftem Licht mit einem Boot erkundet hatten. Jetzt vom Ufer oder zuvor von der Wasseroberfläche aus kann man sich nicht satt sehen an dieser Pracht. Das reine Weiß der Eisgiganten, die Ruhe, die man hier Stille nennen kann, und das Spiel der Wolken sorgen für eine Gefühlsmischung von jubelnder innerer Freude bis entspannter Gelassenheit. 
 
Der Gletscher Eqi liegt über zwei Bootstunden entfernt von Ilulissat. Wir fahren zwischen kleinen Eisbrocken und riesigen Eisbergen, die sich bereits aus dem Fjord befreit haben und nun behäbig hinaustreiben in die Weiten des Atantiks. Kein Eisgebilde gleicht dem anderen. In ihren Formen erkennen wir Tiere, Trolle, Bergformationen der Alpen und riesige Gebäude. Ein Koloss sieht aus der Entfernung einem Kreuzfahrtschiff zum verwechseln ähnlich. 
 
Bunte Häuser vor Eisriesen
 
Auch der Eqi hat sich in den vergangenen 20 Jahren weit zurück gezogen und hinterlässt am Ufer sein altes Gletscherbett in einem hellgrauen Muränen-Abdruck. Vor der mächtigen eisigen Steilküste treibt ein weites Feld eines Eisbreis, der in der Sonne mit markanten Knackgeräuschen seine Luftbläschen entlässt.
 
Auf dem Rückweg legen wir auf halber Strecke in Rodebay an, der Roten Bucht, die ihren Namen aus der Zeit des Walfangs hat, in dem das Wasser oft rot vor Blut war. Die bunten Häuser vor skurrilen Eisbergen laden ein zur fotografischen Gestaltung. Die Motive purzeln uns vor die Füße. Dieser Ort lässt jedes Fotografenherz jubeln. Für den Magen gibt es dann in einem gemütlichem Restaurant leckeren Fisch und saftiges Meeeresgetier. Frischer geht´s nicht…
 
Bei einem Flug mit einem kleinen Flugzeug öffnet sich ein neuer Blick auf die Region um Ilulissat mit dem dem Icefjord, einem kleinen „schlafenden Bruder“ in der Nachbarbucht, der seit Jahren in einen eisigen Schlafe gefallen ist, und die weite Discobucht. Auf einigen großflächigen Eisbergen zeigen sich türkisfarbene Seen aus Schmelzwasser. Die gleiche Farbe strahlt auch aus den Weiten der Gletscher, die in ihren prägnanten Flächen aus der Hand eines Grafikers zu stammen scheinen.
 
Leckeres von der Lehrerin
 
Ein weiterer Besuch per Boot des Dörfchens Ilimanaq jenseits des Fjordes zeigt uns, dass man auch hier neben der Fischerei mehr und mehr auf den Tourismus setzt. 15 kleinen Nurdach-Häuser sind gerade fertig gebaut worden und laden ein zum  besinnlichen Aufenthalt direkt am Wasser. Alte Holzhäuser wurden renoviert, andere befinden sich gerade in der Phase  der Regeneration.
 
Bei der Dorflehrerin bekommen wir schmackhafte Hausmannskost: Heilbutt, Dorsch, Krabben, Fisch- und Walsuppe und einen Schokoladenkuchen, der einem schon beim Betrachten den Mund wässrig macht. Die kleinen brauen „Berge“ bilden einen süßen Miniatur-Kontrast zu den großen weißen Bergen draußen im Fjord, die man nie wieder vergessen wird, wenn man einmal im Leben das Glück hatte, ihnen zu begegnen.

 
Dienstag, 27 Juni 2017 09:25

18.-25.06.2017 Fotoreise Färöer Inseln

Wetter im Minutentakt, Regen bei Sonnenschein. Wer schon einmal auf der kleinen Inselgruppe im Nordatlantik unterwegs war, weiß wovon ich spreche. Auf den Färöer ist ein fleißiger Kulissenschieber am Werk. Kleine Anmerkung: Man sagt übrigens nicht Färöer Insel, weil im Wort Färöer bereits das Wort Inseln enthalten ist. Genau übersetzt heißt es Schafsinseln. Kein Wunder bei 70 000 Schafen und 50 000 Menschen. 
 
Man muss sich einrichten auf dieses Phänomen, bei der Wind, Sonne und Regen die Hauptrolle spielen. Nun war ich schon oft in den Regionen des hohen Nordens unterwegs und habe eine Gespür für die Unberechenbarkeit des Wetters entwickelt. Oder anders gesagt: Man bekommt mit der Zeit ein Bauchgefühl für dieses Auf und Ab, Hell und Dunkel.
 
So schauen einige der Teilnehmer unser Gruppe ein wenig skeptisch drein, als ich die Abfahrt bekannt gebe bei kräftigen Wind und peitschendem Regel. Da wäre es doch jetzt in unserem warmen Hotel viel gemütlicher. Und ich lese die Gedanken in den Gesichtern der unerfahrenen Nordland-Fahrer: „Sollten wir nicht abwarten, bis sich das Wetter wieder verbessert?“. Doch das hat es einige hundert Meter weiter bereits getan, und wird nach kurzer Fahrt mit Stauen quittiert.
 
Die Färöer sind in vielerlei Hinsicht eine wahre Wunderkiste. Von oben auf der Weltkarte betrachtet, lugen die Inselchen aus den gewaltigen Wassermassen des Atlantiks. Man glaubt kaum, trockenen Fußes das Land betreten zu können, so verwindend klein erscheint es in den unermesslichen Weiten.
 
Sattes Grün über Berg und Tal
 
So verwundert nicht nur das Wetter auf den Eilanden, sondern auch die Ausdehnung der Inseln und ihre landschaftliche Vielfalt. Auf gut ausgebauten, aber oft engen Straßen erreicht man fast jeden Ort, die meisten der Buchten und viele abgelegene Winkel. Und dies ist natürlich gerade für uns Fotografen wichtig. Die Hügel, Berge, Täler und Flächen ruhen unter einem gleichmäßig grünem Gras-Teppich, dessen Farbton man  aus Irland und Schottland zu kennen glaubt. Ein ruhiges und beruhigendes Grün,- satt und frisch und weich…
 
Der Gras-Teppich ist Nahrungsgrundlage der überfall präsenten Schafe, die oft in ihren Verdauungsphasen halb auf der Straße liegen und auf damit auf ihr strategisches Vorrecht beharren. Das passt in den Slogan der Inseln: Das letzte Wort hat die Natur.
 
Wer aber meint, nur Schafen, ein paar Kühen und Pferden zu begegnen, wundert sich dann ein weiteres Mal, wenn’s auf die Vogelinsel Mykines geht. Die erreicht man nur per Boot oder mit dem Hubschrauber. Dort geht es bergauf, bergab vorbei an tausenden Vögeln Richtung Leuchtturm. Die Idylle fordert ein wenig Kondition. Aber die Anstrengung wir belohnt mit interessanten Motiven. Zwar weiden auch hier einige Schafe, aber sie sind deutlich in der Unterzahl. Hier haben eindeutig die Papageientaucher das Sagen. Sie schießen über unsere Köpfe hinweg und verlangen dem Fotografen schon einges ab, will er diese Pracht auf den Sensor bannen. Die Vögel haben sich an den Menschen gewöhnt und lassen uns bis auf wenig Meter an sich heran. Sorgen schein sie nur zu haben um ihre Nahkommen, die sie in Nestern hegen und pflegen, die einen guten Meter in der Erde verborgen sind.
 
Vögel überall
 
Neben den dominierenden Puffins finden sich  einige Dutzend anderer Vogelarten auf Mykines: Möwen, Baßtölpel, Eissturmvögel, Trottellummen, Austernfischer, Küstenseeschwalben und viele mehr. Bei der Rückkehr mit dem Boot haben wir einige Berg-Kilometer in den Beinen und viele Bilder in der Kamera. Bei der Rückfahrt mit der kleinen Fähre werden wir ein wenig durchgeschaukelt bei einem Seegang, den Inländer gern Sturm nennen, der dem gewöhnlichen Seemann aber nur ein müdes Lächeln abgewinnt. Trotz allem hat uns dieser Tag sowohl physisch wie auch mental einges abverlangt. Glücklich zufrieden sind wir am Ende allemal.
 
Zu einem weiteren Highlight wird unser Fahrt nach Tjörnuvik, wo wir fantastische Landschaftsmotive finden. Die weite Bucht mit dem markanten Sandstrand bietet eine spannende Kulisse. Im Hintergrund zeigen sich Risin und Kellingin, der „Riese“ und das „Weib“, zwei markante Felsen vor der Steilküste der Halbinsel Eidi, von denen eine alte Saga handelt. Hier kommen wir vor allem mit Langzeitbelichtungen zu prachtvollen Ausnahmen. 
 
Den höchsten Berg der Färöer, den 882 Meter hohen Slattaratindur, lassen wir auf unser Tour links liegen. Ich habe ihn im vergangenen Jahr „bestiegen“ und erfahren, dass er einem schon zitternde Knie bescheren kann im steilen, unwegsamen Gelände. Doch der Hauptgrund, ihn zu „verschonen“ liegt im feuchtnassen Gras, das einen „Gipfelsturm“ zu einer nicht ungefährlichen Rutschpartie machen kann.
 
Natur pur
 
Der kleine Ort Gjögv ein paar Kilometer weiter wird dafür zum kleinen Paradies für Fotografen. Auch hier kommen wieder Grau- und Verlaufsfilter und Stativ zum Einsatz. Hier begegnen sich Meer und Land auf eine kräftige Art, die zu vielerlei fotografischen Kompositionen einladen.
 
An Fotomotiven mangelt es generell nicht auf den Färöer. Schon in der Hauptstadt Torshavn kann man stundenlang durch die Straßen und entlang dem Hafen wandeln. Hier gilt es die richtige Perspektive zu finden und Ruhe zu bekommen in seine Bilder bei den vielfältigen grafischen Formen.
 
Ich glaube, nicht nur ich habe die Färöer am Ende ins Herz geschlossen. Für Natur- und Fotofreunde sind sie kleine Erlebniswelten, die man nicht vergisst. Es gibt hier keinen Hype und kein Schickimicki, dafür aber Natur pur in voller Kraft. Noch sind die Inseln nicht überlaufen. Der Fischfang und die Schafzucht stehen für die Färinger noch im Mittelpunkt ihres Erwerbes. Der Tourismus jedoch wird zunehmen und hoffentlich nicht zu viel Unruhe bringen in dieses Stück heile Natur im Nordatlantik.

 

 

Kein Bereich der „Lichtbildnerei" fordert den grafischen Blick so konsequent wie die Architektur-Fotografie. Sie ist damit ein perfektes Übungsfeld, um gezielt den Bildaufbau zu gestalten. Es gilt, die richtige Perspektive und den Bildwinkel zum Objekt zu finden, um den Charakter und die Besonderheit eines Bauwerkes prägnant darzustellen. Dabei hat der Fotograf auch hier - wie in der Lichtmalerei allgemein - die Freiheit der individuellen Gestaltung. 

 
Das zeigte sich bei unserem Workshop in Hamburg, bei dem wir im Hafen ideale Motive fanden. Die historischen Backsteinbauten der Speicherstadt einerseits und die modernen Beton-Glas-Metall-Inszenierungen der Hafen-City andrerseits waren in ihrer Einmaligkeit und im gegenseitigen Kontrast ideale „Models“. 
 
Nach einer theoretischen Einführung im Workshop-Raum mit Bildbeispielen zum Appetit-machen gingen wir im Hafen zur Praxis über. Jetzt galt es, genau hinzuschauen´n, Formen zu erkennen und Spiegelungen und Lichtreflexe in das Bild einzubauen. Dabei  die Vorgabe immer im Blick halten, zu reduzieren, die Bilder zu „entrümpeln“, um das Wesen eines Bauwerkes lebendig werden zu lassen.
 
Gefühl für Raum und Perspektive
 
Die Architektur-Fotografie bietet dabei viel mehr Herausforderungen an die Kreativität des Fotografen als oberflächlich vermutet. Der gekonnte Umgang mit dem Licht und seinen Nuancen und das Gefühl für Raum und Perspektive sind intensiv gefordert. Hinzu kommt, dass man sich auf zwei Feldern bewegt: der klassischen Dokumentation und der künstlerisch freien Gestaltung. In beiden Bereichen zeigt sich, dass Architektur-Fotografie nicht nur „Häuser fotografieren“ ist, sondern eine andere Art der Portrait-Fotografie mit sehr feinen, individuellen Umsetzungen. Solide-konsequent dokumentarisch darstellen ohne stürzende Linien, ist der eine Weg. Der andere: bewusst Dynamik in´s Bild bringen mit extremen und überraschenden Facetten. Beides ist erlaubt und gefordert.
 
Unser himmlischer Beleuchter bot uns vom frühen Nachmittag bis in die Abendstunden eine Auswahl an spannenden Lichtsituationen. Was der gemeine Nicht-Fotograf als „sonnig mit Wolken bis duster“ bezeichnen mochte, bot dem Kamera-Vertrauten eine kleine aber feine Palette von hartem Licht über Streiflichter bis hin zu diffusem Portrait-Licht. So wurde es nie langweilig bei unserem Workshop, und blauer Postkarten-Himmel blieb uns erspart.
 
Positiv vorbelastet
 
Dass alle Teilnehmer dieses Workshops bereits einmal oder mehrmals mit FREIRAUM auf Reisen oder bei Workshops unterwegs waren, zeigte sich an der Herangehensweise und am Ende bei der Betrachtung der Bilder bei der abschließenden Bildbesprechung. Sowohl beim Fotografieren am Sonnabend als auch bei der Bildbearbeitung am Sonntag wurde bei Allen die Sicherheit im Umgang mit dem Metier sichtbar. 
 
So gab es gute bis ausgezeichnete Bilder zu sehen am Ende dieses gleichsam harmonischen und intensiven Workshop. Die Zeit verging im Fluge, es blieben aber gekonnt festgehaltene Momente mit individueller Ausstrahlung.
 
Fotos: Manfred Horender, Werner Woska
 
Montag, 05 Juni 2017 21:51

20.-27.05.2017 Fotoreise Andalusien

Zugegeben, es mag ein wenig schnöde klingen, aber ich denke wirklich an Spiegeleier. Und das auf der Fahrt von unserem wunderschönen Hotel in traumhafter andalusischer Landschaft in das legendäre, mit Superlativen verwöhnt-gekrönte Granada. 

 
So viel Geschichte und Kultur in der Luft, und dann die banalen Spiegeleier. Und genau die Luft ist es, die mich auf den schrägen Gedanken bringt. Diese unbarmherzige, mit Glut erfüllte Luft, bei der einem ein Haarföhn schon fast Abkühlung spenden könnte. Es herrschen 34 Grad im Schatten, was die 40 Grad im direkten Sonnenstrahlen weit übertrifft, wenn es sich nicht sogar den 50 Grad annähert.
 
Als ich vorhin kurz vor dem Einsteigen in unseren Kleinbus mit der Hand die Kühler(der Begriff ist wie Balsam)haube berührte, da fiel mir ein, dass man auf dem heißen Blech sicher Spiegeleier braten könnte. Ich hatte dies einmal gesehen in einem Film, der im Zweiten Weltkrieg in Nordafrika spielte. Und da es ein Dokumentarfilm war und Nordafrika praktisch nur einen Steinwurf weit entfernt liegt, würde es sicher klappen mit den Spiegeleiern.
 
Man könnte sagen, dass ich ein wenig vom Thema abgekommen bin. Das ist nicht der Fall, denn ich war noch gar nicht beim Thema. Es geht nämlich eigentlich um unsere Fotoreise nach Andalusien, bei der wir uns diesmal noch weiter dem Brenn(!!!)punkt Granada genähert haben. Ging es bei unseren bisherigen Reisen in den Süden Spaniens vor allem um die Semana Santa, die Heilige Woche vor Ostern, und um Landschaft-Fotografie zwischen Cordoba und Granada, so nehmen wir uns jetzt diese mystische Region mit ihren einzigartigen Bauwerken der Natur und von Menschenhand ins Visier.
 
Wo sich Christentum und Islam begegneten
 
Was die Natur angeht, so ist das bis zu dreieinhalbtausend Meter hohe, kolossale Gebirgsmassiv der Sierra Nevada ein wahres Monument der natürlichen Baukunst. Schneebeckt selbst im Sommer, bietet es einem von Menschen erdachten und vollendeten Kunstwerk eine eindrucksvolle Kulisse. Als wären sie seit Urzeiten für diesen gemeinsamen Auftritt gedacht gewesen, bieten sie dem Betrachter einen einzigartigen Blick, der Kultur, Natur und Religion miteinander vereint.
 
Für uns Fotografen natürlich ein ganz besonderer Leckerbissen, den wir von innen und außen und aus verschiedenen Perspektiven genießen werden. 
 
Mit einem Gang durch Granadas historischen Stadtteil Albaicin nehmen wir die Fährte auf zu guten Standorten, die uns spannende Perspektiven liefern soll. Schon beim „Aufstieg“ durch die engen Gassen der Ur-Stadt (die Spiegeleier sind vergessen und es steht jetzt der Wunsch nach kühlem Nass auf der Wunschliste) bieten sich Motive am laufenden Band. Eigentlich sind wir schon im ersten Weißen Dorf, für das Andalusien bekannt ist. Vom Platz vor der Nikolaikirche am ziemlich höchsten Punkt des Albaucins saugt sich unser der Blick förmlich an diese zauberhafte Kulisse. Mein Gott, bei Allah, ist das schön. Hier wo sich Christentum und der Islam begegneten, bekämpften und dennoch großes schufen. 
 
Die Alhambra ist noch heute Symbol für die 500jährige Herrschaft der Mauren über den Süden Spaniens. 1492 endete die Reconquista, die Rückeroberung der iberischen Halbinsel für das Christentum, mit der Kapitulation  des Herrschers Muhammad XII und der Übergabe an Königin Isabella I von Kastilien und König Ferdinand von Aragon, die „Katholischen Könige“.
 
Magisches Licht
 
Bis in die Blaue Stunde Hinwein genießen wir den Anblick der Alhambra. Wir spielen mit dem letzten Licht des Tages und freuen uns über den optischen Wandel nach dem Sonnenuntergang. Nun wird dieses Bauwerk - Festung, Burg und Ansammlung von Palästen zugleich - magisch angeleuchtet und bietet uns neue Eindrücke, die wir gegenständlich und auf impressionistische Weise auf unsere Sensoren bannen.
 
Jeden Morgen bietet uns die nahe Umgebung unseres Land-Hotels wunderbare Lichterspiele vor und nach dem Sonnenaufgang. Nach dem Frühstück machen wir uns an die Bildbearbeitung, die für den einen bereits Routine sind für die andere dagegen Neuland, das es zum erforschen gilt. Ist es für Neulinge ein Buch mit sieben Siegeln, so kommt Stunde für Stunde und Tag für Tag mehr Sicherheit in die Verwaltung und Bearbeitung der Bilder.
 
Die heiße Tagesmitte gehört der Siesta in unseren kühlen Zimmern. Kraft und Konzentration sammeln für den nachmittäglich Ausflug in die nahe und weitere Umgebung, in der wir uns in das träge Leben kleiner Dörfer mischen und die harmonische Geometrie der Weißen Dörfer in fotografische Grafik umwandeln.
 
Farben mit vielen Nuancen
 
In den Ausläufern der Sierra Nevada fahren wir gegen das plastische Abendlicht, das uns ein Kaleidoskop an Farben von beige, gelb, braun, rot, grau und vielen Zwischentönen spendet. Zur Tagesmitte hätte dieser Landstrich kaum interessantes zu bieten für die Fotografie. Jetzt aber reflektiert das warme Licht des Abends die Farben von Gestein, Erde und Feldern gegen das Grau, Blau und Weiß des Himmels.
 
Und dann kehren wir zurück nach Granada und die Alhambra. Jetzt betrachten wir das Innere der prachtvollen Bauten und Gärten. Stativ und Blitzlicht sind verboten. Gut dass man mit modernen Digitalkameras auch bei spärlichem Licht gute Ergebnisse erzielt. nun wird deutlich, mit welcher Sorgfalt und Liebe zum Detail an diesen riesigen Gebäuden bis ins kleinste Detail gearbeitet wurde. Fotografen bieten sich unzählige Motive von der präzisen Wiedergabe von baulichen Details bis hin zur Lichtmalerei, die Bewegung in stehende Bilder zaubert. Die baulichen Details und Verzierungen laden ein zum Experimentieren und zu abstrakten Wandlungen.
 
Am Ende sind sich die Teilnehmer der Reise aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg einig: Wir haben eine intensive Woche erlebt und kehren mit starken Eindrücken zurück nach Hause, von den wir viele gekonnt im Bild festgehalten haben. 
 
Und das mit den Spiegeleiern…, vergessen wir´s (aber irgendwann probier´ ich´s doch noch einmal aus)

Freitag, 28 April 2017 16:39

19.-26.04.2017 Fotoreise La Palma

Ich weiß, es mag lächerlich klingen, aber immer wieder bohrt sich der Wurm in mein Ohr, wenn ich hier oben stehe. Es liegt zwar meistens ein Jahr dazwischen, bis ich an diesen Ort zurückkehre, aber der Ohrwurm wartet schon auf mich. Es geht um Reinhard Meys  „Über den Wolken…“. Die Geschichte ist banal, das Wiedersehen mit diesem Ort fast zweieinhalbtausend Meter über dem Meer dagegen immer wieder ein tiefgreifendes Erlebnis. Den Blick von oben auf Wolken kennt man zwar aus dem Flugzeugfenster, hier aber stehen wir fest auf dem Boden und blicken hinab auf das wandernde Wolkenmeer.

Gerade waren wir noch unten fast auf Meereshöhe in dem verschlafen-verlassenen Ort, das nur noch sechzehn Seelen ein Dorf sein lassen, und jetzt stehen wir hier oben, wo es keinen Schritt mehr höher geht. 2426 Meter Erhabenheit öffnen den Blick auf die umliegenden Inseln Hierro, Gomera und Teneriffa, wo Spaniens höchster Berg Teide stolz mit 3718 Metern im flimmernden Licht liegt. 
 
Einige hundert Meter über der Baumgrenze schweift unser Blick in alle Himmelsrichtungen über die scheinbare Unendlichkeit des Meeres. Flammende Reflexe der Sonne, Kolosse von Wolkenbergen und gewaltige Bergmassive, getrennt von tiefen Schluchten. Alles gehüllt in das markante Abendlicht, das alle Formen und Flächen zum Leuchten und Strahlen bringt. Fotografenherz, was willst Du mehr….?
 
Der Blick vom Los Muchachos ist im wahrsten Sinne der Höhepunkt einer La Palma-Reise. Nicht nur gemessen an Höhenmetern, sondern auch im Spektrum der Gefühlsskala. Er ist sozusagen der höchste der Ort auf dieser Insel, die mit ihrer Vielfalt und ihren Kontrasten immer wieder überrascht. 
 
Vom Gipfel an die Küste
 
Knurrt auf dem Gipfel des Los Muchados beim intensiven Lichteinfangen der Magen, so kann dem schon nach einer knappen Stunde Serpentinenfahrt abwärts mit einem köstlich zubereiteten Fisch auf Meereshöhe begegnet werden. Hat man die traumhaften Naturwälder des Nordens mit ihrem intensiven Duft aus Erde und Blumen Richtung Süden verlassen, ist man mit dem Auto schon nach eineinhalb Stunden in einer anderen Welt. Im Süden breiten sich dann am äußersten Zipfel der Insel Vulkankegel aus in einer kargen und doch markanten Landschaft.
 
Den südlichsten dieser kargen Trichter aus erloschener Lava besteigen wir und werden belohnt mit einem Blick über die schwarze Weite, die spärlich aber markant geschmückt ist mit bunten Büschen und Blumen. Wir erkennen weit unter uns die Salinenfelder, in denen das begehrte Meersalz gewonnen wird. Markant ragen ein alter und ein modernen Leuchtturm in die Höhe, die weit unter uns liegt. Wir erkennen die Gischt der aufs Ufer stürzenden Wellen und einige Windräder, die hier reichlich Antriebskraft finden.
 
Wir schauen uns den Südzipfel der Insel danach aus der Nähe an und hören nun auch die meterhohen Brecher, die gegen die schroffen Lavafelsen krachen. Die geometrisch angelegten Salinenflelder bieten spannende grafische Konstruktionen, die uns unzählige Gestaltungskonstellationen bieten. 
 
Lichtreflexionen in Wolken und Wasser 
 
Und dann nähert sich der rote Sonnenball über dem weiten Meer dem Horizont und wir erleben ein wahres Lichtspektakel. Die klare Luft, die weite Sicht und die mächtigen Wolken bieten uns ein tiefgehendes Schauspiel. Fast im Sekundentakt wandelt sich das Bild durch die Lichtreflexionen in den Wolken und dem Wasser. Wunderbar…
 
Tags darauf machen wir uns auf in den Nordosten der Insel. Nach einem kurzen Stopp in dem Küstendörfchen St. Andres besuchen wir das Meerwasserbad Charcot Azul. Wir genießen ein Bad im Atlantikwasser des mit einer Mauer vom Meer getrennten Bassin. Bei Hochwasser schwappen die Wellen über die Abtrennung und versorgen das Becken mit frischem Salzwasser.
 
Zum Abschluss fahren wir landeinwärts in das Biosphärenreservat Los Tilos, einem der größten Lorbeerwälder. Die dichten Baumkronen lassen nur wenig Licht in den „Märchenwald“. Trotzdem fotografieren wir wunderschöne Farne, Blätter und Blumen.
 
Den Abend des Tages verbringen wir in der Insel-Hauptstadt Santa Cruz, in dem wir interessante Available-Light-Motive finden.
 
In unserer Unterkunft mit freiem Blick auf das unendliche Meer finden wir die Muße, unsere Bilder des Vortages zu bearbeiten. Bei Bildbesprechungen geben die Referenten Tipps zur besseren Bildgestaltung.

Bilder: Bernd Kupper und Manfred Horender

Mittwoch, 05 April 2017 23:44

29.03. - 02.04.2017 Fotoworkshop Anfänger


Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne….

Diese Zeile aus Hesses Gedicht „Stufen" passt zu unserem Workshop „Anfänger“, den wir wieder einmal in Glückstadt durchgeführt haben.

Ja, von der Fotografie geht schon ein Zauber aus. Einen Moment, kürzer als ein Wimpernschlag, im Bild festhalten zu können für immer. Das birgt schon einen Zauber in sich.

Für manchen mag es auch eine Art Zauberei sein, dass andere wunderschöne, ergreifende und ausdrucksstarke Bilder mithilfe eines kleinen Kastens produzieren und man selbst vom selben Standort aus wieder einmal ein geknipstes Bildchen zustande gebracht hat. Vergleicht man beide Bilder, dann ist der Zauber schnell verflogen.

Soviel zum feeling der meisten Teilnehmer unseres Anfänger-Workshops. Das gilt für jene mehr, die „ganz neu“ die Fotografie entdecken wollen, und die anderen ein bisschen weniger, die schon länger dabei sind, aber noch nicht den richtigen Ansatz gefunden haben oder glauben, noch auf der Suche nach diesem sind.

Nun, es ist richtig, dass jede Kunst - so auch die Fotografie - von einem Zauber umgeben ist. Diesen gilt es nicht zu entschlüsseln, sondern zu genießen. Zauberei allerdings ist die Fotografie nicht. Sie kann erlernt werden und mehr und mehr zur festen Basis werden, um sich informativ und emotional mit anderen Menschen auszutauschen.

So viele Knöpfe und Zeilen im Menü...

Der ersteTag ist immer der schwerste. Er hat etwas von einem Blindflug, bei dem nur eines wünscht: Orientierung und eine weiche Landung. Dass beides gelingen wird, wissen zu dieser Zeit nur die Referenten, die ihre „Schüler“ zu Recht trösten können mit den Worten „Wie werden Euch am Ende alle glücklich machen“. Das mag sich pathetisch anhören, kommt am Ende des Workshops aber immer in Einklang.

Orientierung bedeutet beim klassischen Anfänger, dass er erst einmal den Finger über die Kamera gleiten lässt und erfährt, auf was er neben dem Auslöser noch alles drücken kann und soll, damit die ganze Sache stimmig wird. So viele Knöpfe und Zeilen im digitalen Menü. Und dann noch all diese Begriffe wie Schärfentiefe, Grauwert, Bildwinkel, Goldner Schnitt, Spotmessung und so weiter, und so fort. Dazu dann die flotten Sprüche wie „Vordergrund macht Bild gesund“…

Immerhin, von Blende, Zeit und ISO-Wert haben alle schon einmal etwas gehört. Na also, das ist doch schon die halbe Miete. Genau da setzen die drei (!!!) Referenten an, um Stück für Stück das Medium zu entzaubern. Mit der starken Dreier-Präsenz haben wir Referenten die Möglichkeit auf jeden Einzelnen der sieben Teilnehmer einzugehen und geduldig die nächste Stufe zu erklimmen.

Lücken füllen

Doch da sind ja noch die nicht-klassischen Anfänger, die schon einiges auf dem Radar haben, aber doch einige Lücken füllen möchten. Das ist für die Referenten leicht und schwer zugleich. Leicht, weil man mit dem Grund- und vorhandenem Detailwissen eine gute Basis hat. Schwer, weil sich mancher so gar nicht von lieb gewordenen Gewohnheiten trennen mag. Denn das fällt vielen schwerer als ganz unbeleckt von vorne anzufangen.

Und so mancher Fortgeschrittenen-Anfänger schleppt ja auch so manche dahingeredete Weisheiten mit sich herum. Da hat ´mal jemand gesagt, man dürfe niemals ein Bild verändern, das mache ein guter Fotograf nicht und sei außerdem verboten. So viel Sachkenntnis auf einmal hat auch schon einen gewissen Zauber. Da gilt es intensive Überzeugungsarbeit zu leisten. Etwa mit Vergleich, dass man sich zu analogen Zeiten auch kein Negativ oder Dia als Bild an die Wand genagelt hatte, sondern erst entwickeln musste. Und  genau so ist es mit der digitalen Bildvorlage, natürlich in höchster Güte im RAW-Format erstellt. Und diese müssen entwickelt werden, weil sie nur Bild-Vorlagen mit einer Ansammlung digitaler Werte sind. Der Unterschied zu früher ist nur: früher wurde chemisch entwickelt, heute am Computer physikalisch.

Alte Gewohnheiten

Und dann ist da noch der Workflow in der Bildbearbeitung. Anstatt die logischen Wege des ausgeklügelten Bearbeitungsprogramms zu beschreiten, hält man wie in Stein gemeißelt alten Gewohnheiten die Treue. Da werden nach dem Importieren gleich ein paar Bilder entwickelt und möglichst viele gelöscht. Anstatt erst einmal eine Auswahl zu treffen, welche Bilder in die Auswahl zur Entwicklung kommen. Sinnvolles, ökonomischen Vorgehen spart Zeit und späteren Ärger.

Nun, da tut sich der Referent oft schwer, hat mehr Überzeugungsarbeit zu leisten als beim klassischen Anfänger. Und in jenen schläft so manches Talent. Da müssen jetzt nur die Flügel wachsen und die Scheu vor dem kleinen schwarzen Kasten sinken. Im Vorteil sind meistens jene, die sich mit der Technik der Kamera herumschlagen. Denn die Bedienung kann man lernen, Kreativität, Instinkt und feingeistiges Empfinden aber nicht.

Jeder, der bei der Fotografie an den Start geht, kann ein guter Fotograf werden. Allein der Wunsch zu fotografieren und sich von dieser Art der Darstellung angezogen zu fühlen, kann mit dem nötigen Fleiß, Durchhaltevermögen über die Freude in der Faszination enden. Beispiele dafür gibt es viele. Ich habe in meinen rund 30 Jahren als Fotolehrer viele Anfänger erlebt, denen man zu Beginn „den Finger an den Auslöser führen musste“ und die heute wahre Meister sind.

Es gibt aber auch eine - kleine - Fraktion der „Techniker“, die fast alles über die Gerätschaft und Theorie der Fotografie wissen, sich mit ihrem überzogenen Sachdenken aber im Wege stehen. Aber auch jene erfuhren schon Heilung…

Am Ende glücklich

Aber was macht nun einen guten Fotografen aus? Das möchte man natürlich wissen, wenn man am Anfang steht als verunsicherter Anfänger eines Anfänger-Workshops. Die Guten sind gefühlvolle Menschen, die sich ein ordentlich Maß Phlegma erhalten haben, intuitiv handeln und neugierig sind. Wenn dann noch Geduld (im richtigen Moment auch Ungeduld), die Bereitschaft hinzukommt, Fehler zu machen und über sich selbst zu lachen, dann spürt man den Zauber der Fotografie und weiß, dass es keine Zauberei ist.

Jetzt hat mich der Einstieg mit Hesses Gedicht-Zeile doch ein wenig vom Weg abgebracht. Obwohl es doch dem Kern nahe kommt, die Fotografie in ihrer ganzen Pracht zu entdecken und zu verinnerlichen.

Um es noch einmal kurz und sachlich zu sagen: der Anfang war - wieder einmal - schwer für die Anfänger. Die Leichtigkeit machte sich von Stunde zu Stunde und von Tag zu Tag - wieder einmal - breit. Und am Ende waren - wieder einmal - alle glücklich, dem Medium Fotografie ein so großes Stück näher gekommen zu sein.

Wir waren ein tolle Truppe, es gab viel zu lachen, traumhaftes Frühstück und leckeren Apfelkuchen im „Brückenhaus“ bei Ilona und Maren. Am Abend frischen Küstenfisch im „Kleinen Heinrich“ oder an der Nordseeküste.

Die Bildergebnisse waren großartig.

Kurz: Es war einfach zauberhaft...

Wenn bei uns - in Mitteleuropa - von schlechtem Wetter die Rede ist, kann schon einmal der Kalauer fallen: „Lieber schlechtes Wetter als gar keins“. Dass Wetter aber nicht nur gut oder schlecht sein muss, zeigt sich hier im hohen Norden zur Winterzeit. Ich spreche von den Lofoten, dieser Inselgruppe, die sich, immer schlanker werdend, in den Weiten des Nordatlantiks verliert. Hier gibt es mehrere Wetter zugleich...

Beim Blick aus dem Fenster unseres Hotels zeigen sich dunkle Wolkenbänke, die drohend und mächtig wirken. Schaut man auf der anderen Seite des Hauses gen Himmel, blinzelt die Sonne durch grau-weiß-hellblau-rosa-Wolken. Was denn nun? fragt sich der hell-dunkel-Denkende Reisende. Ja, alles auf einmal und mit einem Rhythmus, der einem den Hals verdrehen lässt beim Blick zum Licht.

Beispiel: Wir betrachten unterwegs schwere, basaltgraue Wolken zwischen den Berggipfeln auf uns zukommen. Sie rauschen über uns hinweg, und wir wollen sie mit schneller Fahrt herum um den nächsten Berg wieder einfangen und fotografisch in Szene setzen. Doch kaum sind wir „um die Ecke“ herum, lacht uns der Himmel an, als wolle er sagen: „Zu spät gekommen, wir sind hier auf den Lofoten“. Und so geht es ständig. Man kann sich nur darauf einstellen, dass man sich über den blitzartigen Wandel freut und nicht ärgert. Wie gesagt: Hier gibt es nicht ein Wetter, sondern ein Spiel der Lichter, Wolken, des Wassers und einer Mischung aus allem zusammen.

Atlantik trifft Alpen

Das Wetter ist der eine Teil der Faszination, der andere ist die Landschaft,- genauer gesagt die Zusammensetzung dieser surrealen Inselwelt. Es ist dieser Kontrast aus alpinen Gebirgszügen und kantigen Granitkolossen mit dem lebendigen Wasser. Dieses Wasser ist nicht ein Bergsee, sondern salziges, kraftvolles Meer. Hier treffen sich der Atlantik und die Alpen.

Und alles fließt zusammen: Berge, Meer, endlose Dämmerung, Wolkenspiele, jodgeschwängerte Luft, die sich wie Seide in die Lunge fügt. Zugegeben: man braucht erst einmal Stunden und Tage, um die Seele vom geschwinden Pretissiomo über das Andante an das sanfte Largo zu gewöhnen. Auch der Schritt wird von Tag zu Tag gemächlicher. Das liegt nicht nur daran, dass man im Lofoten-Winter oft durch hohen Schnee oder über glatte Wege schreiten muss. Ich habe es nicht gemessen, bin aber sicher: auch der Herzschlag findet Ruhe.

Und dann dieses Licht. Während mitteleuropäische Stadtbewohner nur von  natürlichem und künstlichem Licht umgeben sind, nur hell oder dunkel kennen, dem werden hier oben im hohen Norden wahre Symphonien eines feingliedrigen Lichterspektrum geboten.

Es dauert, bis es hell wird am Morgen und dunkel am Abend. Und das ist eine weitere Gabe an uns Fotografen. Es ist praktisch das Gegenteil des Sommers im Süden zur Mittagszeit, wenn ein Fotograf am besten schlafen und nicht Landschaft fotografieren sollte. Dieses Licht hier oben im hohen Norden ist geprägt von ausdauernder Sanftheit. Als würde eine mystische Hand immer einen Diffuser vor die Sonne halten, legt sich das Licht zart über Berge und Meer. Da prägen sich auch noch zur Mittagszeit markante Reliefs in die Landschaft und zeigen sich lange, markante Schatten.

Schauspiel am Nachthimmel

Nachts dann das nächste Schauspiel: Polarlicht. Und wieder viele Facetten des Lichtes. Meist grün, aber auch rot, violett, gelb oder weiß tanzt dieses Schleier-Ballett am weiten Himmel. Man hört es nicht, doch meint ein Rauschen zu spüren. Oft nur zaghaft zeigt sich das Lichterspiel, dann wieder lebendig, anwachsend und am Ende füllt es das ganze Firmament. Der Betrachter ist einfach nur hingerissen von dem Spektakel. Wie lange es am Ende gedauert hat, eine Minute, zehn Minuten oder gar eine ganze Stunde? Man weiß es nicht mehr. Das Licht verschlingt Raum und Zeit...

Wer all diese Eindrücke und landschaftlichen Superlative auf eigene Weise verarbeiten und ausdrücken möchte, der ist als Maler und Fotograf am rechten Ort. Und als Lichtmaler ohnehin. Bei unseren beiden Fotoreisen wurden uns wieder einmal alle Facetten geliefert auf den Lofoten, die man sich als Landschafts-Fotograf nur erträumen kann. Es gibt nur wenige Regionen, in den der aufmerksame Betrachter so beschenkt wird mit außergewöhnlichen Szenarien wie hier auf den Lofoten. Hinzu kommen Begegnungen mit Seeadlern und Elchen, die wie die Berge und das Meer auch aus zwei Welten kommen, sich aber hier treffen.

Natur gibt den Takt an

Inzwischen macht sich in mir schon ein Heimatgefühl breit, wenn ich wieder einmal unterwegs bin hier oben im hohen Norden. Wieder habe ich Neues entdeckt. Abgelegene Wege, kleine Orte und versteckte Ecken. Ich weiß inzwischen nach vielen Besuchen, wo ich wann zu sein habe als Fotograf und habe den Rhythmus dieses Archipels verinnerlicht. Ich habe gelernt, dass es hier keinen Fahrplan gibt und dass allein die Natur den Takt angibt.

Natürlich kann man während einer Reise durch die Lofoten täglich berichten, dass man dies oder jenes unternommen hat oder hier oder dort war. Mich würde es ablenken davon, Stück für Stück einzutauchen in diese wundersame Welt. Auch jetzt noch, Tage nach der Rückkehr, klingen die Eindrücke tief nach.

Ich werde bald wieder zurück kommen. Und Altvertrautes wird wie neu leuchten. Dezent, kraftvoll und einmalig...

Donnerstag, 26 Januar 2017 19:14

14.-21.01.2017 Fotoreise Venedig

Die Schöne zeigt uns diesmal die kalte Schulter. Und sogar ein wenig Puder hat sie aufgelegt. Minusgrade und Schnee in Venedig. Das ist selten, beschert dieser wunderbaren Stadt aber ein ganz besonders Flair. Zumal wenn bei der Kälte die zart-matte Sonne die markanten Häuserfronten fein zeichnet in ihren dezent-bunten Farben.

Nicht nur das Stadtbild strahlt uns in ganzer Eleganz an, auch die Bewohner fügen sich harmonisch in das Stadtbild ein. Flauschige Pelze an vorwiegend alten Damen mit warmem Kappen aus ebensolchem Material unterscheiden die Venezianer(innen) deutlichen von den wenigen Besuchern, die sich meist in warme Outdoo-Kluft gehüllt haben.

Den Alltag stören die niedrigen Grade nicht. Die Gondoliere schieben ihre schnittigen Kähne mit meist asiatischer Fracht durch die Kanäle und halten sich warm mit ihren schwungvollen Wriggbewegungen. Allein es fällt auf, dass sie nicht singen. Die Klänge könnten wohl in der eisigen Luft gefrieren.

Für uns Fotografen bieten sich bei dem sonnen-kalten Wetter interessante Motive. Vor allem, wenn sich dünne Schleierwolken vor das kräftige Blau des Himmels legen. Da können Diffuser im Studio bei weitem nicht mithalten. Das Zauberlicht lässt die Finger auf den Auslösern regelrecht tanzen.

Unsere Gruppe ist wieder einmal bunt gemischt. Frauen und Männer, Anfänger, Fortgeschrittene und - ja das lässt sich nicht übersehen - auch einige „Profis". Nicht etwa, dass der Begriff darauf hindeutet, sie würden die Fotografie zum Beruf gemacht haben, gemeint ist der sichere Umgang mit Licht, Geräten und Motiven. Frank und ich als Referenten können uns zwischendurch ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn wir sehen, was da in Monaten und Jahren herangewachsen ist aus einstigen Knipsern, die nun wahre Fotografen geworden sind. Und die Freude ist groß, wenn wir bei den Bildbesprechungen das eine oder andere Kunstwerk vorgesetzt bekommen…

Gefühl statt Technik
Die wahre Qualität liegt dabei vor allem in der emotionalen Aufnahmefähigkeit. Es ist wie es immer war in der Fotografie: Motive erkennen, Bild gestalten und zum Endprodukt verarbeiten. Rein technisches Wissen hilft dabei nur am Rande. Die Seele eines guten Bildes entsteht vor allem im Bauch des Fotografen. Ich behaupte sogar: Zuviel Blick auf die Technik lenkt Auge, Kopf und Bauch geradezu ab vom wahren Geheimnis eines Bildes.

Venedig ist sicher einer der Orte, der der Inspiration durch seine Kulisse und das Flair Flügel verleihen. Das liegt nicht allein an der unvergleichlichen Schönheit dieser Stadt, auch das immer gegenwärtige Wasser schafft eine entspannte Grundstimmung, die der Hast und Eile keine Chance zur Ablenkung lässt.

Natürlich hält uns auch der Frost nicht davon ab, schon vor Sonnenaufgang an der Accademia-Brücke und auf dem Markusplatz Position zu beziehen. Es ist jedes Mal erneut ein Erlebnis, von der Blauen Stunde bis hinein in den Sonnenaufgang die Atmosphäre in´s Bild zu bannen.
Während die Erfahrenen der Gruppe schon gekonnt mit der Situation umgehen, brauchen andere noch Unterstützung. Diese fängt beim Handling  mit dem Stativ an, geht über die richtige Einstellung von Blende, Zeit und ISO-Wert und endet bei Sonderheiten wie verborgene Menü-Einstellungen oder wenn sich anscheinend wieder einmal etwas von allein verstellt hat.

Offen sein...
Wer dann aber die Ruhe gefunden hat im Umgang mit seiner Ausrüstung, der ist auch offen, überrascht und am Ende froh, wenn mit einfachsten Mitteln eindrucksvolle Doppelbelichtungen, stimmungsvolle Nebeleindrücke oder impressionistische Spielereien entstehen aus vermeintlich trockenen Motiven. Dann wird deutlich, dass man Fotografie wahrnehmen und umsetzen kann und sollte im wahrsten Sinne des Wortes: Mit Licht malen. Nicht immer alles scharf, nicht immer alles korrekt nach den Regeln gestalten und umsetzen, sondern offen sein für Spielereien, Experimente und kreative Auswüchse.

Neben den bekannten Venedig-Highlights Markusplatz, Rialto-Brücke und Accademia-Brücke finden wir viele spannende Motive vor allem bei unseren Rundgängen durch Gassen und über Plätze, die noch nicht viele Touristen gehen haben. Eine optische Besonderheit ist das schrill-bunte Burano, das in seiner Buntheit und Farbenfröhlichkeit schon fast anarchische Züge zeigt. Eine ganze eigene Atmosphäre zeigt sich außerdem auf dem Markt nahe der Rialto-Brücke, auf dem von der Paprikaschote bis zum Schwertfisch vieles feil geboten wird, was am Abend auf den Tisch gebracht wird.

Voll der optischen Eindrücke und der Freude eines angenehmen Gruppenerlebnisses beschließen wir die winterliche Woche in dieser zauberhaften Stadt, auf deren nächsten Besuch sich wohl alle schon jetzt wieder freuen.

Bilder: Frank Werther und Manfred Horender

Auf Augenhöhe mit der Meereshöhe. So in etwa konnte das Motto lauten bei unserer diesjährigen Jahresabschluss-Reise nach St. Peter-Ording. Meeresrauschen, Watt, Priele (das sind wassergefüllte Gräben), winter-verschlafene Dörfer und Städte und als steter Rückzugsort unser gemütliches Hotel gleich hinter dem Deich. Neben dem harmonischen Gemeinschaftsgefühl der überwiegend verbundenen Wiederholungstäter zeigte die Nordseeküste ihr wahres Gesicht: `mal ein wenig bis ein bisschen mehr Wind, Dunst und Nebel, zartkühler Dauerregen und dann wieder ein prächtige Portion Sonne. Für Landschaftsfotografen Geschenk und Herausforderung zugleich.
Ja, man muss schon genau hinschau´n, um die spannenden Motive zu finden im Hinterland der Halbinsel Eiderstedt.  Tut man dies dann auch, entdeckt man so manches Kleinod, das die Natur bereitgelegt hat. Gar nicht unscheinbar zeigen sich dagegen die typischen Kolosse von Haubargen, die einst Mensch und Tier gleichermaßen Behausung waren.
Und immer wieder zog es uns aber an Orte, wo das Wasser still oder aufbrausend auf das Land trifft. Und da ist St. Peter-Ording sicher einer der spannendsten Orte schlechthin. Wie ein Stück Wüste liegt der breite, weite Strand am Meeressaum. Darüber das kecke Spiel der Wolken, die sich dann aber wieder bräsig ruhig über allem ausruhen.

Auf langen Beinen
Pure Grafik bieten in dieser Weite von Wasser und Sand die amphibiengleichen Pfahlbauten, die sich mit ihren langen Beinen aus allem heraus zu halten scheinen. Für Fotografen echte Hingucker und kniffelige Aufgaben, die gut sortiert auf die Bildfläche projektiert werden wollen. Dabei heißt es Freistellen der Pfähle (soweit möglich), Spiegelungen im Wasser und Einbeziehung von umgebenden Objekten. Wenn´s optimal klappt, entstehen eindrucksvolle Bildwerke. Und oftmals hat es geklappt.
Auch hier am Strand lohnt sich genaues Betrachten. Spuren im Sand, von Wellen geformte Strukturen und Spaziergänger in der Unendlichkeit sind großartige Motive. Die Zeit scheint hier still zu stehen in dieser sanft-rauen Weite. Aufgeweckt wird man spätestens, wenn sich die Sonne in ihrer ganzen Glut auf den Meereshorizont legt und sich mit einem Lichtzauber ohnegleichen vom Tag verabschiedet.
Man muss ein wenig aushalten in dieser puren Natur. Wind und Regen tun ihren Teil dazu, dass man sich nach der warmen Stube sehnt und ein noch wärmeres Getränk mit den Händen umschließen möchte. Doch gedacht getan, die Arche Noah ist wie geschaffen dazu. Es ist das letzte Stelzen-Restaurant, das seine Türen zur Winterzeit noch geöffnet hat. Und nicht weit ist es auch zu unserem Hotel gleich hinter Deich, wo Tee, Kaffee oder gar ein duftender Pharisäer warten. Wem das Wetter ein paar Kalorien zu viel aus den Glieder gezehrt hat, nimmt ein Stück Kuchen dazu, bei gesteigerter Auszehrung auch mit Sahne.

Hüftgoldgefahr
Wobei wir schon beim lukullischen Teil der Reise sind. Um es kurz zu machen: Essen und Trinken waren ausgezeichnet. Hüftgoldgefahr lauerte ohne Unterlass, auch wenn man sich vom ergiebigen Standort entfernte. Es scheint ein Merkmal dieses Landstrichs zu sein, dass alles ein wenig größer und deftiger ausfällt als andernorts. Da dämpft ein monstermäßiges Stück Torte schon einmal den ausgeprägten Hunger am Abend. Was heißen soll, dass man einen solchen Kuchenberg zur rechten Zeit angehen sollte.
Um das wichtigste nicht zu vergessen: In dieser Woche entstanden gute bis wunderbare Bilder. Sogar einige Meisterwerke waren dabei, die in Kürze in der Galerie der Teilnehmer zu bewundern sein werden. Wie versonnen und konzentriert sich Fotografen ihrer „Beute“ nähern, wurde zudem in einem kleinen Film sichtbar, den ein Teilnehmer so ganz nebenbei gedreht hatte und der am Ende dieser erlebnisreichen Reise mit viel Applaus bedacht wurde.
Dass bei der letzten Reise des Jahres auch das FREIRAUM-Team dabei ist, gibt dem ganzen eine besondere Note. Es geht schon freundschaftlich-familär zu, wenn unsere über Jahre treuen Gäste auf „ihre“ Referenten und das Büro-Team treffen, das man überwiegend über das Telefon kennt.
Stolz konnten am Ende alle sein. Die Gäste auf ihre Fotokunst, und die Referenten auf das Empfinden, auf dem Weg zu diesem Niveau gute Arbeit geleistet zu haben...

Bilder: Freiraum-Team
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